Freitag, 3. Juni 2011

Gibt es entscheidende Vorteile der Freiarbeit?



Freiarbeit weckt und fördert die Neugier und damit das Interesse am Lernen. Bei Maria Montessori ist das der „psychologische Schlüssel“. Das Kind wird eigenverantwortlich aktiv: es verhilft sich selbst zu Lernerfolgen, anstatt passiv referiertes Wissen aufzunehmen. Durch die Selbststrukturierung seines Lernprozesses kann das Kind in der Freiarbeit ein Problem oder ein Thema aus der Entstehung des eigenen Lernprozesses heraus ergründen (vgl.
Seilnacht). Dabei ist es den Pädagogen in der Nachfolge der  Montessori-Pädagogik ganz gleich, ob Kinder eine Lösung für ein Problem durch Ausprobieren suchen, durch gezielte Fragen oder die selbständige Recherche nach Antworten oder ob sie in der Zusammenarbeit mit anderen Kindern lernen. Der Lerneffekt ist – das haben Studien nachgewiesen - ungleich höher, wenn eigenständig, motiviert und dem individuellen Lerntyp und Entwicklungsstand entsprechend gelernt werden darf. Gleichzeitig werden Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme (Teamfähigkeit) gestärkt. In der Freiarbeit wird die Gesamtpersönlichkeit entwickelt.




Freiarbeit als Methode basiert auf der Grundannahme, dass Kinder lernen wollen und dies auch eigenständig tun können. Wenn Lernen als selbstbestimmte Konstruktion von Wissen und nicht als fremdbestimmte Übertragung des Wissens von einer Person auf die andere begriffen wird, dann muss Freiarbeit insbesondere auf die Eigenständigkeit der Lernenen und ihre freie Wahl der Lerngegenstände und Lernformen etc..




In diesem aktiven, Interessen geleitete Tätigsein lernen die Kinder, eigene Entscheidungen zu treffen, aktiver und selbständiger zu werden und sich selbst zu verwirklichen.




Die freie Aufgabenwahl und Selbstbestimmung des eigenen Lerntempos - das individuelle Arbeiten, das Freiarbeit ermöglicht - vermindert die Gefahr eines gleichschrittigen Unterrichts, der Unter- oder Überforderung der Lernenden. Eine erhöhte Individualisierung und innere Differenzierung wird möglich.

In ihrem individuellen Lernprozess entdecken die Lernenden eigenständig, welche Informationen, Wissensvorräte, Lernstoffe usw. ihnen zur Bewältigung ihrer Arbeitsaufgabe fehlen und wenden sich dabei auch bereits gelerntem Stoff wieder zu.




Freiarbeit schafft also günstige Rahmenbedingungen für Individualisierung und Differenzierung und lässt der Lehrkraft gleichzeitig mehr Raum zur Beobachtung.

Sie eignet sich damit insbesondere für Lehrsituationen mit heterogenen Lerngruppen mit Lernenden unterschiedlichsten Förderbedarfs.




Freiarbeit trägt zur gesamten Persönlichkeitsentwicklung bei: die Kinder entdecken eigene Lösungsmöglichkeiten, lernen ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, ihre Arbeit selbständig zu planen, zu organisieren und zeitlich einzuteilen. Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Eigenverantwortlichkeit, das Einschätzen eigener Fähigkeiten und das Reflektieren der Konsequenzen des eigenen Handelns werden hier umfassend geübt. Freiarbeit „[…] macht den Schüler mündig und verantwortungsfähig, Lernprozesse selbst zu steuern. Wer lernfähig ist, wird ein später auf ihn zukommendes Problem leichter bewältigen.“ (Seilnacht)