Freitag, 3. Juni 2011

Bewertung der Lernergebnisse in der Freiarbeit


„Der Zugewinn an Bildung für jeden einzelnen ist letztendlich entscheidend und nicht das möglichst gleichrangige Erreichen eines gemeinsamen Bildungszieles. Insofern ist eine Notengebung, welche sich ausschließlich an dem Ziffernsystem orientiert und alle Beteiligten gleichsetzt, für die Freiarbeit völlig unsinnig.“ (Seilnacht) Doch auch in offenen Unterrichtsformen bleibt es für ein Kind sehr wichtig, dass es auf irgendeine Weise Bestätigung für seine Arbeit bekommt.

„Jede Schülerin und jeder Schüler hat Anspruch auf Anerkennung des individuellen Lernfortschritts. Die Beobachtung, Feststellung und Bewertung der Lernergebnisse erfüllen für sie die pädagogische Funktion der Bestätigung und Ermutigung, der Selbsteinschätzung und Lernkorrektur“ (Erlass „ Die Arbeit in der Grundschule“, 6.1 Individuelle Lernentwicklung).




Für die Lehrkräfte wiederum ist es wichtig zu wissen, was das Kind selbstständig erarbeitet hat, um den Entwicklungsstand zu verfolgen und einschätzen zu können.




Deshalb muss die während der Freiarbeit geleistete Arbeit unbedingt dokumentiert werden und zwar vom Kind selbst. Für die Dokumentation gibt es verschiedene kindgemäße Möglichkeiten. Für welche dieser Organisationsformen sich die Lehrkraft entscheidet, hängt von individuellen Vorlieben ab.

Oft besitzen die Kinder sogenannte Laufzettel für die einzelnen Materialien. Das sind Listen, in die sie eintragen, was sie geleistet haben, und die sie dann beim Lehrer abstempeln lassen.

Oder jedes Kind hat ganz einfach einen eigenen Ordner oder eigenes Heft, in dem es seine fertigen Aufgaben abheftet.

Eine weitere Art der Dokumentation ist das Gespräch oder der Gesprächskreis im Anschluss an die Freiarbeit. Hier können die Kinder sich über ihre Leistungen in der vergangenen Stunde austauschen.




Wichtig ist, dass es bei der Dokumentation vor allem um eine individuelle Orientierungshilfe für die nächsten Lernschritte gehen sollte. Die Kinder berichten kurz über ihre bisherige Arbeit , stellen erste Ergebnisse vor und sprechen auch über mögliche Schwierigkeiten, denen sie sich gegenüber sehen.


Erfahrungsgemäß tun sich Kinder anfangs mit einer Selbsteinschätzung sehr schwer. Die Lehrkraft sollte sie deshalb immer wieder ermutigen , Kritik zu äußern, Anregungen zu geben und sich mit anderen Kindern auszutauschen (vgl. Seilnacht).



Für die jeweilige Beurteilung des Leistungsstandes der Kinder führen die Lehrkräfte ausführliche Beobachtungsbögen, die alle Lernbereiche bzw. den Fächerkanon der Grundschule entsprechend des jeweiligen Schulgesetzes des Bundeslandes abdecken und in einzelne Lernschritte aufgeschlüsselt sind.

Diese detaillierten Beobachtungen sind Grundlage für die mündlichen Rückmeldungen, die Kindern und Eltern in regelmäß stattfindenden Gesprächen gegeben werden. Sie fließen darüberhinaus ein in die schriftlichen Rückmeldungen über die Entwicklungsprozesse der Kinder(sogenannte "Entwicklungsberichte"), die am Ende eines jeden Schuljahres verfasst werden. Bis zum Ende des vierten Schuljahres werden die Leistungen der Kinder meist ohne Noten durch informative Beurteilungen ausgedrückt. Diese können bei Bedarf (z.B. Schulwechsel) in Ziffernnoten umgewandelt werden.